Warum wir endlich aus unserer Fülle agieren sollten
Teil 2 : Warum das Bauchgefühl nicht immer recht hat
Die Augen zu öffnen für all die Dinge, mit denen wir gut versorgt sind, führt automatisch in Gefühle der Dankbarkeit und Fülle. Es öffnet den Geist für die vielen Möglichkeiten, die uns damit einhergehend geschenkt sind, und bestärkt uns unser Leben positiv zu gestalten anstatt in Mangel und falschen Ängsten zu verweilen.
Und doch sitzt in uns allen eine tiefe instinktive Hirnstammprägung der Unsicherheit und des Herdentriebes, die mit den bewußt reflektierenden neokortikalen Gehirnstrukturen konkurriert. Selbst die handfesten weltlichen Fakten des Teil 1 können gefühlsmäßig komplett ausgelöscht werden.
nbisig b
Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, dahin lenken wir unsere Energie.
Dass das „Chi“ der Aufmerksamkeit folgt, ist nicht nur um eine alt-chinesische Weisheit. Du kannst es ganz leicht im Selbstexperiment testen, indem Du zuerst an all die schönen Dinge in Deinem Leben denkst, die Dir Freude bereiten und für die Du dankbar bist, und Deine Gefühle registrierst. Dann denkst Du im Gegenzug an alle möglichen oder schon erfahrenen Schicksalsschläge, spürst in Dich hinein und vergleichst die beiden Zustände.
Wir FÜHLEN uns demnach arm oder existenziell bedroht, wenn wir uns auf all das konzentrieren, das wir nicht haben, befürchten oder ablehnen. Ebenso fühlen wir uns klein und unfähig, wenn wir uns alles das vor Augen führen, was wir nicht so gut können.
Hier versteckt sich schon ein erstes Tool, mit dem Du u.U. einen unerfreulichen Gefühlszustand haken kannst:
→ Wenn Du Dich besser fühlen möchtest, also mit Deinem aktuellen Gefühlszustand unzufrieden bist, dann denke an etwas Schönes, etwas, das gut ist in Deinem Leben, und konzentriere Dich für eine Weile darauf und s p ü r e das Gute.
→ Selbst wenn Dir Deine aktuelle Situation nicht gefällt : suche aktiv nach etwas, was trotzdem schön in diesem Moment ist.
Ein Beispiel : Züge sind ausgefallen wegen eines „suspekten einzelnen Gepäckstückes“ und im nervenaufreibenden Warten auf die nächsten vollgestopften Züge lächelt jemand am Bahnsteig, hat sich eine Pflanze durch den Beton ans Licht gereckt …
Aber ich möchte noch etwas tiefer in unser „Gefühlsdenken“ eintauchen.
Nur etwa 8% unserer Ängste entspringen realen Bedrohungen
Der Mammut-anteil ist also tatsächlich eingebildet bzw. kollektiv erlernt. (siehe Teil 1)
Unser Unterbewusstsein treibt uns instinktiv an, Schutz und Sicherheit zu suchen. Es kann Erfahrungen speichern, aber nicht logisch denken. Vor allem kann es nicht zwischen Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft unterscheiden, noch zwischen real oder unreal(istisch). Es arbeitet ununterbrochen und um etliches schneller als unser logisch denkendes Bewusstsein. Es sendet uns seine Botschaften als Gefühl VOR den bewussten Gedanken.
Unser Bewusstsein ist in der Lage logisch zu denken und die realen Zusammenhänge zu erkennen und einzuordnen. Es sendet uns Gedanken, die aber zeitlich HINTER den Gefühlsbotschaften des Unterbewusstsein her hinken.
Unbekannte Situationen können vom Unterbewusstsein mit keinen schon gemachten Erfahrungen (Referenzen im Unterbewußtsein) verglichen werden und so sendet es uns auch unklare Gefühle. Unklares wird als unangenehm empfunden. Das unangenehme Gefühl beruht also nur darauf, dass das Unterbewusstsein noch über keinerlei Referenzdaten verfügt. Auch in anderen Fällen halten die Gefühlsbotschaften des Unterbewusstsein kaum oder gar nicht einer logischen Prüfung stand. Aber !!!! :
Um Widersprüche zu vermeiden, sammelt nun das Bewusstsein Eindrücke, Gedanken und Erfahrungen, die das vorgeschaltete Gefühl unterstützen und erklären !!!
So lässt sich z.B. erklären, warum der erste Eindruck so entscheidend und oft bleibend ist, obwohl wir logisch noch gar keine Erfahrungswerte zur betreffenden Person oder Situation sammeln konnten. Wenn Unterbewusstsein und Bewusstsein sich einig sind, bleibt das Urteil fast unverrückbar.
Aktivitäten im Gehirn sind auch dann schon messbar, wenn jemand vor eine Entscheidung gestellt wird, sich aber noch nicht bewusst festgelegt hat. Der amerikanische Physiologe Benjamin Libet hat schon in den 1980er-Jahren unbewusste Gehirnaktivitäten im Vorfeld einer bewussten Entscheidung aufgezeichnet, das so genannte Bereitschaftspotenzial. 2008 hat meine Forschergruppe Libets Experimente fortgeführt und herausgefunden, dass man bereits bis zu sieben Sekunden vor einer bewussten Entscheidung anhand der Hirnaktivität vorhersagen kann, wie sich jemand entscheiden wird. Man kann diese Hirnaktivitäten als unbewussten Vorbereitungsprozess für die Entscheidung interpretieren. Gefunden bei https://www.dasgehirn.info/einstieg
.
Warum ist es wichtig, dies alles hervorzuheben?
Die meisten unserer Entscheidungen treffen wir also aus unserem Unterbewusstsein heraus, unserem individuellem und kollektivem Erfahrungsschatz.
Sicher ist es der bedeutend größere Informationsspeicher, der schneller und beständiger verarbeitet als das entwicklungsgeschichtliche jüngere Bewusstsein.
Aber ist unser Unterbewusstsein tatsächlich immer ein guter Ratgeber ?
Neben der schon erwähnten Unfähigkeit logisch zu reflektieren sowie zeitliche und realistische Unterscheidungen anzustellen, befinden sich in diesem u.a. :
♦ unbewusste Glaubenssätze
♦unbewusste Programme (beim Autofahren sinnvoll, beim freien Auswählen neuer Handlungsmöglichkeiten weniger)
♦ unverarbeitete Traumata
♦ das sogenannte Reptiliengehirn, dass unsere Grundbedürfnisse gemäß der Maslowschen Pyramide (als Ängste) ständig abprüft und dabei NICHT UNTERSCHEIDET !!!, ob wir heute noch im gleichen Maße bspw. von Ohnmacht (Kindheit) oder dem vielzitierten „Säbelzahntiger“ bedroht sind.
Das bewusste Auseinandersetzen und logische Beleuchten einer Situation ist eine Zusatzleistung, die die jüngeren* Gehirnbereiche des Neokortexes bieten.
Es erfordert eine bewußte Entscheidung und Anstrengung, vom Quasi-Autopiloten „Unterbewusstsein“ heraufzuschalten, Umstände realistisch zu betrachten und einzuschätzen und aktiv nach Lösungen und Möglichkeiten zu suchen.
Neokortex und Reptiliengehirn befinden sich in Konkurrenz
Wir schwanken ständig zwischen Alt-bewährtem und der Anregung durch neue Eindrücke hin und her.
Anerlerntes, durch häufige Wiederholungen fest im Gehirn verankertes Verhalten (Routine) spart uns im Alltag viel Energie.
Indem wir uns in unserem Beurteilen und Handeln der gängigen Betrachtungs- und Vorgehensweise der Mehrheit unserer Bezugspersonen (Glaubenssätzen) anpassen, nutzen wir kollektives Bewusstsein. Das erspart uns u.U. kräftezehrende Reibereien, stärkt unsere soziale Anerkennung und unser vitales Bedürfnis nach Sicherheit.
Die Bandbreite an Aufgaben, die unser Unterbewusstsein abdecken kann, ist also groß und sozusagen bequem. Es spart Energie.
Bei Problemen und Neuem greifen u.U. unsere bereits erprobten Verhaltensweisen nicht und wir sind herausgefordert, neue Herangehensweisen zu entwickeln und zu erproben. Das kann entweder mit Spaß und Belohnung einhergehen oder mit und durch Schmerzen.
Was helfen kann aus dem Modus des vorrangig instinktiven und eher angst-geleiteteten Funktionierens herauszufinden – darum soll es im Teil 3 – Warum wir endlich aus unserer Fülle agieren sollten – gehen.
Ich wünsche Euch wie immer von ein positives optimistisches Lebensgefühl & eine gute Zeit !
Eure Kathrin